Gewalt in Japan nimmt zu Teil 1

Früher waren Meldungen über Mord und Totschlag selten in der japanischen Presse. Den sozialen Mittelpunkt bildete der Zusammenhalt und die Fürsorglichkeit der Familien. Doch die immer weiter industriell und kommerzielle Entwicklung mit Massenproduktion und –konsum, erhöht die Anonymität der Gesellschaft und zerstört ihr bisher sehr gutes Gleichgewicht.
Besonders die Gewalt von Minderjährigen an Minderjährigen stieg in den letzte Jahren bedenklich. Genauso steigen die Zahlen der Übergriffe z.B. jungendlicher Gruppen auf Erwachsene, Raubüberfallen und Einbrüche. Sexualverbrechen an Minderjährigen nehmen ebenfalls immer mehr zu. Erschreckenderweise immer mehr durch Polizisten und Lehrer, Leute die sich um das Wohl der Kinder kümmern sollten. In den Verbrechen spiegelt sich das offensichtliche Desinteresse am Wohl der Kinder in Japan wieder. Große marktbeherrschende Firmen, schicken ihre Angestellte für Jahre ins Ausland oder quer durch ganz Japan. Und zerreißen damit ganze Familien. Der kapitalistische Grundgedanke wirkt sich auch auf die Menschen aus, so das sie sich oft zuerst um ihre eigenen Gesundheit sorgen. Selbst in Kindergärten wird immer mehr versäumt den Kindern richtige Werte und Liebe zu vermitteln. Sie werden dazu erzogen, das allein die Gruppe der bestimmende Faktor im Leben ist. Gegen den Gruppenwillen zu verstoßen hat die Ausgrenzung aus der Gruppe zu folge. Und Kinder die nicht von allein gelernt haben, sich als Individuum zu sehen, sonder sich nur durch die Anerkennung der Gruppe definieren können, erleiden damit die wohl größte Strafe: Sie sind allein und Identitätslos!

Mit Beginn der Schulzeit verstärkt sich der Gruppenzwang deutlich. Wer bereits vorher "auffällig" war, hat es jetzt noch viel schwerer. »Ijime« nennen es die Japaner, wenn sich die Gewalt einer Gruppe gegen einen Einzelnen richtet. Das Wort stammt von dem Verb ijimeru, was quälen bedeutet. Es umfasst physische wie psychische Gewalt und ist vor allem an Schulen ein großes Problem. Und dabei kommen die Täter oft aus "normalen" Familien und besitzen oft kein richtiges Schuldbewusstsein, wenn sie gefasst werden. Die Lehrer zeigen sich verwundert und reagieren mit Schulverweisen.
Ein erschreckender Fall ereignet sich vor mehreren Jahren, als ein 15-jährigen einen geistig zurückgebliebenen ermordete und dessen abgeschnittenen Kopf mit einer Botschaft im Mond vor dem Eingangstor einer Schule ablegte. Er gestand insgesamt fünf weitere Mädchen angegriffen zu haben. Wobei er eine durch Hammerschläge gegen Kopf tötete. Das es dem Jungen nicht nur darum ging, jemanden zu quälen, sondern er auch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erlangen wollte, zeigte sich in einem Brief, den er an eine Tageszeitung schrieb. Darin beschwerte er sich für die falsche Aussprache seines Namens im Fernsehen.

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