Japan, Land des Fächer

Der Fächer ist eins der beliebtesten Mitbringsel von Touristen und Einheimischer. Zu den Sommermonaten gehört fast ebenso zum japanischem Stadtbild, wie bei uns die Sonnenbrille. Doch wie viele Dinge auch, begründet sich der Fächer nicht auf die Neuzeit, sonder blickt auf eine lange Tradition zurück.
Zahllose Varianten des Fächers existieren in Japan, jeder zu einem anderen Verwendungszweck. Zum Beispiel der stabile mai-ogi, der beim Tanzen eingesetzt wird, der chukei, mit dem der No-Schauspieler seine Gesten unterstreicht, und der relativ schlichte Rikyu-ogi, auf dem der Teemeister währender der Teezeremonie Süßigkeiten serviert.
Das Militär verwendet einen mit Eisenlamellen versehen oder verstärkten gunsen oder tesen. Ein Kampffächer der in der Muromachi-Zeit (1333-1573) aufkam und als Waffe benutzt wurde. Sowie den festen gunbai-uchiwa, der einen Eisengriff besitzt und als eine Art Kommandostab fungierte. Mit diesem soll es TAKEDA Shingen (1551-1573) einst in der 4. Schlacht von
Kawanakajima (1561) gelungen sein, sich seines Erzrivalen USEUGI Kenshin so lange zu erwehren, bis ihm seine Gefolgsleute helfen konnten.

Eine Sonderform stellt der riesige, bis zu ca. zwei Meter lange mita-ogi dar. Er wird von Feuerwehrmännern bei der Prozession zu Ehren der Sonnengöttin zum Ise-Schrein getragen. Der hiogi ist ein Zeremonialfächer, der zu Beginn nur dem Kaiser vorbehalten, später zur unentbehrlichen Hoftracht wurde. Künstler begannen den Fächer, mit Entwicklung des Holzschnittes (ukiyo-e Edo-Zeit 1603-1867) als Malfläche zu verwenden. Sie wurden oft sehr dekorativ mit populären Alltagsszenen verziert. Noch heute zeugen kostbare Exemplar in Museen vom Talent der Künstler.
Mit der Zeit wurden die Modelle immer feiner ausgearbeitet und es entstanden auch neue Formen. Bis heute gibt es aber nur zwei Formen die besonders verbreitet sind: der feste, flache Blattfächer (uchiwa) und der Klapp- oder Faltfächer (ogi oder sensu). Der uchiwa geht auf die Form eines Palmblattes zurück und soll im 6. Jahrhundert über Korea aus China gekommen sein.
Der elegantere Klappfächer gilt als rein japanischer Erfindung. Er wurde einst in den großen Gewandärmeln verstaut und soll zu Zeiten des Kaisers Tenji (661-672) entstanden sein. Der Flügel einer Fledermaus, soll einem Fächermacher als Vorbild gedient haben. Einer anderen Legende zufolge, soll eine Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes in den Tempel Mieido in Kyoto gezogen ist. Den dortigen Abt von hohem Fiber befreit haben, in dem sie Zauberformeln auf ein Blatt schrieb, es faltetet und dem Abt damit Luft zu fächerte. Die Priester des Mieido gelten daher als besonders geschickte Fächerbauer. Kyoto zählt auch heute noch zu den Zentren der japanischen Fächerproduktion.
Quelle: Japan Magazin 3/2004 "Sommer in Japan: Fächern ist »in«" - Dieter Born Verlag