Die Pracht der Haare Teil 1

Das Haar ist auch in Japan ein Schönheitsattribut und je nach gesellschaftlicher und politischer Situation Veränderungen unterworfen. Darstellungen auf Bildern und Figuren liefern wichtige Hinweise auf ihrer Entstehungszeit, anhand der Frisuren.
Auf haniwa-Tonfiguren des 4. und 5. Jahrhunderts wird für Männer eine recht weiblich wirkende Haarpracht gezeigt. Bei diesem mizura-Stil wird das Haar in der Mitte gescheitelt und über dem Ohr mit Schleifen zusammengehalten. Frauen banden ihr Haar hoch und befestigten es in einer großen Schleife auf ihrem Kopf (shimadamage). Unter dem Einfluss Chinas und Koreas im 7. Jahrhunderts, nahm man in Japan auch deren Knoten-Frisur an. Der Mann trug nun einen Haarknoten am Hinterkopf, die Dame schmückte ihren Haarknoten oben auf dem Kopf gerne Blumen.
In der Heian-Zeit (Ende 8. bis 12. Jh.) trug man das Haar möglichst lang und offen. Der Inbegriff der weiblichen Schönheit stellte langes, dichtes und üppiges Haar dar. Das gern in der Literatur besonders poetisch hervor gehoben wurde. Manchmal wurde das Haar mittendrin ein- oder mehrfach zusammengebunden, zum Teil kürzte man auch die Seitenhaare. Solche Frisuren waren aber auch nur für den Hofadel und nicht für das schwer arbeitende Volk geeignet. Gegen des 12. Jahrhunderts übernahem die Samurai die Macht in Japan. Ihr kriegerischen Aktivitäten beeinflussten auch die männliche Haartracht. Da es im Kampf unter ihren Helm sehr warm werden konnte, rasierten sie sich vor der Schlacht von der Stirn aus am Ober- und Hinterkopf die Haare weg. Das übrige Haar fiel einfach herab oder wurde in verschiedenen Varianten als Knoten oder Zopf am Hinterkopf getragen (sakayaki). Später trugen die Krieger diese Frisur auch in Zeiten des Friedens.

Unter dem Einfluss des von dem Tokugawa-Shogunen geförderten Neo-Konfuzianismus, wurde nicht nur das Verhalten der Frauen, sondern auch ihre Haartrachten sehr stark reglementiert. Es war Mode sich die Haar hoch zu binden bzw. zu stecken. Anhand der Vorschriften konnte man an der Haarpracht der Frau nun ihren Familienstand, Alter und soziale Stellung erkennen. Mitte der Edo-Zeit kamen immer mehr Haarpfeile (kanzashi), Haarknebel (kogai) und Zierkämme (kushi) in Mode.
Sie bestanden aus Bambus, Holz, Schildpatt (abgelöste, getrocknete Hornplatten des Panzers der echten Karettschildkröte), Elfenbein und anderen wertvollen Materialien. Der Haarknebel wurde von hinten durch den Knoten am Hinterkopf geschoben und hielt so die gesamte Frisur zusammen. Mit den Haarpfeilen wurden einzelne Haarpartien festgesteckt und durch den Kamm ergänzt.
Dieser Haarschmuck war oft der einzige Schmuck der Damen. Hochgesteckfrisuren wurden zum teil mit Bärenfell oder anderen künstlichen Haarteilen unterlegt, um noch mehr Volumen zu erhalten.

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