Oshiroi - Japans weiße Schminke Teil 1

Im japanischen wird das Schminken mit kesho (verwandeln; schmücken) bezeichnet und war ursprünglich eng mit magisch-religiösen Praktiken verbunden. Um sich körperlich auf die kultischen Handlungen vorzubreiten, trug man Ocker und Rot auf die Haut auf. Damit sollte auch die geistige Verwandlung unterstützt werden.
Im 6. Jahrhundert, zog in Japan nicht nur der Buddhismus und viele weitere chinesische Kulturgüter ein, auch das ästhetischer Empfinden am Hofe des Kaisers veränderte sich. Nun galt eine möglichst helle Haufarbe als Zeichen des Wohlstand und der edlen Herkunft. Zu der hellen Hautfarbe bildeten das dunkle Haar, der zu einer Rosenblüte stilisierte rote Mund und die schwarz gefärbten Zähne einen deutlichen Kontrast, der im Halbdunkel der Paläste eindrucksvoll gewirkt haben muss.
Von Natur aus verfügten aber nur sehr wenige über den als ideal empfunden Teint. Damen wie Herren griffen daher frühzeitig zu weißem Pulver, um sich zu dem verehrten weißen Antlitz zu verhelfen. Einige Jahrhunderte später gab es in Europa einen ähnlichen Brauch.
Das ursprüngliche Puder bestand aus einer Mixtur aus Kaolin und Reismehl. Ab dem 7. Jahrhundert wurde dieses Puder durch eine chinesische Mixtur aus Kupferchlorid (keifun) und weißem Blei (empaku) ersetzt. Diese weiße Schminke (oshiroi) war sehr kostspielig und damit lange Zeit nur dem Hochadel vorbehalten. Das Pulver wurde mit Wasser zu einer Paste verrührt und auf die Haut aufgetragen. Dem Nacken wurde hierbei große Aufmerksamkeit gewidmet. Ein freier Nacken galt sehr erotisch. Je größer die sichtbare Nackenpartie am Kimonokragen war, desto aufgeschlossener galt die Dame in Liebesdingen. Auch heute sieht man noch die sorgsam geschminkten Nackenpartien bei Geishas und Maiko (junge Frauen die zur Geisha ausgebildet werden).

Die haniwa-Tonfiguren des 3. bis 6. Jahrhunderts fand man Spuren eines rituellen, rötlichen Make-up. Im 7. Jahrhundert kam die Färberdistel (benibana) aus Ägypten nach Japan. Das aus ihre gewonnene Karmesinrot (beni) galt aufgrund seiner leuchtenden Farbe als Symbol für Freude und Glück. Sie konnte nur mühsam in Japan kultiviert werden und bliebt damit ein sehr kostbarer Luxus. Man verwendete dieses Rot zum hervorheben des Mundes. Manchmal ergänzt mit einwenig Rouge auf den Wangen oder etwas Rot in Augenwinkel
oder Augenlied, kommt das Rot auf der weißen Haut sehr gut zur Geltung. Im 18. Jahrhundert verwendete man eine Rouge-Variante mit einem goldenen Grünschimmer (sasabeni). Welches zur damaligen Mode intensiver auf der Unterlippe, als der Oberlippe getragen wurde.

weiter >>>