Die Pracht der Haare Teil 2

Oft wurde ein Wechsel in einen neuen Lebensabschnitt, mit einer neuen Haartracht gekennzeichnet: Aufbinden der Haar bei der Reifefeier oder das Abschneiden bei einem Eintritt in ein Kloster. Auf den kostbarsten Schmuck einer Person zu verzichten war eine Form der Entsagung. So wurden oft Haare als Opfergaben dargebracht. In der Edo-Zeit schor man Kleinkindern bis zu einem Alter von 2-3 Jahren regelmäßig den Kopf. Erst danach ließ man das Haar wachsen (kamioki-Zeremonie). Bei einer Heirat trug die Frau eine ganz besondere Frisur. Danach eine schlichte, ihrer Position als Hausfrau angemessene Frisur. Außerdem durfte sie nun ihre Haare, an einer Stelle wachsen lassen, die bei japanischen Mädchen als Zeichen der Unberührtheit regelmäßig ausrasiert wurden.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts (Meiji-Zeit 1868-1912) öffnete sich Japan dem Westen und übernahm gezielt "moderne" Gepflogenheiten. 1871 legte ein Gesetz der männlichen Bevölkerung nahe, sich den traditionellen Zopf (Danpatsurei) abzunehmen. Die Haartracht unterschied sich von da an kaum noch von denen in Europa oder den USA. Kurzhaarfrisuren für Frauen wurden aber wieder schnell verboten.
Erst in der Taisho-Zeit (1912-1926) setzen sich kurze Haare auch für Frauen durch. Bis in die Meiji-Zeit waren Locken in Japan verpönt. Man verglich sie mit der Behaarung von Tieren.
Heute trägt man was gefällt. Traditionelle Frisuren sieht man fast nur noch in No- und Kabuki-Theatern, an Neujahr oder traditionellen Hochzeiten. Vor allem die Jugend sucht sich ihre Vorbilder aus Musik, Film, Sport, aus Europa und den USA.
Quelle: Japan Magazin 9-10/2003 "Haarige Kunstwerke" - Dieter Born Verlag

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